Wege zu Medien mündigen Kindern
Nur selbstverantwortlicher und reflektierter Umgang mit den neuen Medien schützt unsere Kinder vor den Gefahren der Bildschirmnutzung und des Internets.
Es geht nicht um Medienkompetenz. Hier sind die Nativ Digitals den meisten älteren Generationen ohnehin überlegen. Wobei es ein Fehlglaube ist, dass alle Kinder, die mit Smartphone, Internet und Co aufgewachsen sind, die Neuen Medien auch tatsächlich beherrschen.
Wichtige Programme wie Office oder Email-Services, geschweige denn Datenschutz und Sicherheit sind für sie meist Fremdland. Ihre Hauptkompetenz liegt bei Spielekonsolen und den Social Networkst.
Medienmündigkeit vor Medienkompetenz
Die Digitalisierung trifft die Gesellschaft mitten ins Herz.
Allerorts wird über digitalen Ausbau, Roboterisierung, KI (künstliche Intelligenz), autonomes Fahren und dem damit einhergehenden Jobabbau debattiert.
Die digitale „Entwicklung“, die derzeit bei unseren Kindern mit ihren Familien und in den Kinder-und Jugendeinrichtungen statt findet, befindet sich, wenn überhaupt, in sehr zarten Anfängen, wird kollektiv in der Gesellschaft immernoch weitgehend ausgeblendet und setzt an den völlig falschen Hebeln an.
In der Erziehung unserer Kinder muss sich, wie bei Wirtschaft und Politik, eine grundlegende Erneuerung vollziehen.
Es ist nicht zielführend, über Whiteboards in Grundschulen zu reden oder über Tablets und Computer gesteuerte Spielzeuge in unseren Kindergärten oder Kinderzimmern. Denn es ist ein großes Märchen, dass 3 oder auch 10- jährige Kinder an Bildschirmen Erfahrung sammelm müssten, um für die Zukunft „gerüstet“ zu werden.
Genau das Gegenteil ist der Fall. Je früher und ausdauernder die Bildschirmnutzung, desto negativer ist ihre Zukunftsperspektive, denn Bildschirmnutzung behindert eine gesunde Entwicklung massiv, steht einer guten Ausbildung entgegen und kann zur Sucht, finanziellem, sozialem und somit gesellschaftlichem Totalausfall führen.
Man stellt ja auch keine Schnapsflaschen ins Kinderzimmer oder läßt Kleinkinder an Bierflaschen nuckeln.
Eltern brauchen bessere Information rund um die Bildschirmnutzung ihrer Kinder. Gesunde Medienerziehung gehört bereits in die Babyratgeber und es verlangt nach effizietem Schutz vor den wirtschaftlichen Interessen der IT-Branche.
Es geht um die Stärkung der Eltern und Pädagogen, Bildschirme für kleine und jüngere Kinder zu vermeiden anstatt unreflektiert auf den „Medienkompetenz“- Zug aufzuspringen. Selbst unsere 80-jährigen lernen mit den Neuen Medien umzugehen, wenn sie es wollen.
Computer benutzen zu können ist nicht die Herausforderung dieser Zeit, sondern sie Gefahren frei zu nutzen. Dafür braucht es Unterstützung, Reflektion, Reife und kritische Auseinandersetzung.
Wir setzten unsere Kinder ja auch nicht hinter ein Lenkrad im Straßenverkehr.
Die Schule muss weg vom stoischen, demotivierendem Lernen – wir tragen inzwischen nahezu unser gesamtes Wissen in Form eines netzfähigen Kleincomputers in unseren Hosentaschen – hin zu einer Schulpolitik von Aristoteles bis Algorithmus, hin zu spanneden Projektarbeiten, beispielsweise in der Natur, um Biologie zu lernen oder dahin, technische Fähigkeiten spielerisch bei Hackathons und Labs zu vermitteln und – besonders wichtig – hin zur konsequenten und nachhaltigen Schulung sozialer Kompetenz und mündiger Mediennutzung.
„Eine Bildungspolitik, die aus Schülern Fantasten macht, wird nicht nur zum entscheidenden Wirtschaftsvorteil, sie bringt auch mündige, selbst denkende Bürger hervor“, wie fünf junge Politiker in einem „Zukunftsmanifest“ erklären.
Ich füge hinzu, dass nur eine Bildung, die auch den respektvollen Umgang miteinander und die eigene und die Wertschätzung der anderen lehrt, langfristig zu einer friedlichen Gesellschaft führen kann.
Das ist auch der einzige wirkliche Schutz vor den vielen Gefahren wie Verrohung, Leistungsverlust oder Sucht, die die „Digitalisierung“ für unsere Kinder mit sich bringt.
Doch Eltern, Betreuer und Lehrer stehen noch immer alleine da.
Debatten werden in Form von aufreibenden Schuldzuweisungen zwischen Eltern und Pädagogen geführt, anstatt den tatsächlichen Ursachen für immer mehr Mobbing, Gewalt und Schulversagen bei unseren Kindern auf den Grund zu gehen und entsprechend dagegen zu steuern.
Dabei ist es eine unserer wichtigsten Aufgaben, die kommenden Generationen auf das digitale Zeitalter vorzubereiten.
Die Jugend selbst scheint, laut einer aktuellen Studie von ARD und ZDF, skeptisch zu werden und wünscht sich mehr Unterstützung.
Wertvolle Tipps für Eltern und Betreuer
Quelle: Medienratgeber-für-Eltern.de

0 bis 3 Jahre: Säuglings- und Kleinkindalter
Vor dem dritten Lebensjahr sollten Kinder gar keine Bildschirme im Alltag erleben.
Weder Tablett noch Smartphone und am besten auch keinen Fernseher. Das Kind entdeckt sich selbst und beginnt, das Außen wahr zu nehmen. Es lernt Laufen und Sprechen.
Abgesehen davon, dass Säuglinge und Kleinkinder von den Bilderfluten schlicht überfordert sind, ist die Bildschirm-Realität zweidimensional. Gerade in den ersten drei Lebensjahren ist die Schulung der Sinne elementar. Um alle Sinne optimal auszubilden, brauchen kleine Kinder die dreidimensionale reale Welt.
Entwicklungsschritte 0 bis 3 Jahre
Im ersten Jahr lernt Ihr Baby Schritt für Schritt seinen Körper kennen. Es lernt Greifen, Sitzen, und Krabbeln. Es entdeckt seine Umwelt. In den ersten Jahren baut Ihr Kind die Bindung zu Ihnen auf.
1 bis 2 Jahre
In direkter Erfahrung mit seiner Umwelt schärft Ihr Kind alle Sinne. Wichtige Entwicklungsschritte sind das Laufen und anfängliches Sprechen. Ihr Kind kann seine Gefühle wahrnehmen und auch die Gefühle von anderen.
2 bis 3 Jahre
Nun wird Ihr Kind immer mobiler: Ob zu Fuß oder mit dem Laufrad. Es schließt erste Freundschaften und unterhält sich gern mit Gleichaltrigen. Ihr Kind versteht nun auch, dass seine eigenen Wünsche nicht immer die Ihren sind.
So wirken Bildschirmmedien
Sie verdrängen den unmittelbaren Kontakt mit der Welt und anderen Menschen. Die für ein Baby unverständlichen, oft lauten und grellen Inhalte überfordern und können zu Ängsten und Schlafschwierigkeiten führen. Kinderärzte raten: Setzen Sie ihr kleines Kind nicht dem Bildschirm aus! Auch nicht „passiv“. Zum Beispiel im Kinderwagen oder Laufstall in einer Ecke des Fernsehzimmers.
Tina (30) und Bernd (32) erzählen:
„Wenn unser Kleiner (6 Monate) wach ist, ist bei uns bildschirmfreie Zeit. Kein PC, kein iPhone und über den Fernseher hängen wir ein Tuch. Guter Nebeneffekt: Die beiden großen (5 und 8 Jahre) gucken weniger als vorher, so nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn. Sie haben sich prima allein beschäftigen gelernt und sind nicht mehr an Dauer-Bespaßung durch den Bildschirm-Babysitter gewöhnt.“
Tipps und Tricks für eine entspannte Medienerziehung in der Familie
- Gönnen Sie sich und ihrem Kind Zeiten der intensiven Zuwendung mit viel Körperkontakt und Nähe.
- Empfehlenswerte „Medien“ sind in diesem Alter folgende: Sprache (direkte Ansprache), Bücher (zum Vorlesen oder Anschauen) und Musik (selber machen oder zuhören).
- Ihr Fernseher und Computer sollte sich nicht im Sicht- und Hörbereich des Kindes befinden.
- Wichtig sind für das Baby auch Zeiten der Stille. Dann kann es sich, seinen Körper und seine Umgebung wahrnehmen und erkunden.
- „Üben“ Sie allmählich ein, dass es Ruhezeiten für Sie gibt. Auch ein kleines Kind kann sich alleine beschäftigen. Erst drei, dann fünf, dann 10 und 15 Minuten. Was anfangs vielleicht schwer ist, erweist sich über Jahre als Gewinn für Eltern und Kind.